"Du solltest mal ein Buch schreiben."
- Andrea G. Henning

- 30. Okt.
- 2 Min. Lesezeit
Manchmal braucht es einen Schock, um endlich das zu tun, wozu man schon seit der Grundschule aufgefordert wird.
Mir wurde schon damals gesagt: „Du solltest mal ein Buch schreiben.“
Wahrscheinlich waren meine Aufsätze einfach zu lang. 😉
Ich selbst war lange überzeugt, dass ich gar nichts zu erzählen habe.
Fünf Jahrzehnte später – also ein halbes Jahrhundert Leben – kann ich sagen:
Doch, da gäbe es schon einiges zu erzählen.
Aber gebraucht hat’s, wie so oft, erst einen Moment, der alles auf den Kopf stellte.
Bei mir war es die Erkenntnis, dass das, was ich über Deutschlands Recht und Gerechtigkeit zu wissen glaubte, in der Realität ganz anders aussah.
Videos oder Interviews konnten das nie wirklich abbilden.
Ein Buch dagegen zwingt einen, genauer hinzusehen – auch in sich selbst.
Beim Schreiben durchlebe ich vieles erneut:
Emotionen, Zweifel, Empörung, Hoffnung.
Und gleichzeitig merke ich, das Schreiben verhindert, dass ich abstumpfe.
Es hält die Dinge lebendig – in mir und hoffentlich auch in den Köpfen der Leser.
Ob das wichtig ist? Das darf jeder für sich selbst entscheiden.
Ich kann nur sagen: Ich schreibe die Wahrheit, so wie ich sie wahrnehme.
Alles andere wäre Verrat – an mir selbst und an dem, was ich erlebt habe.
Natürlich hat jeder seine eigene Wahrheit.
Ein Richter, ein Angeklagter, ein Staatsanwalt –
alle würden denselben Prozess anders beschreiben.
Und irgendwie hätten alle recht.
Aber wenn meine Wahrnehmung Empörung in mir auslöst, weil sich das Geschehen nicht mehr mit meinem Rechtsempfinden deckt –
und wenn diejenigen, die eigentlich berührt sein sollten, es nicht sind – dann läuft etwas schief.
Und genau dann ist für mich der Moment gekommen, darüber zu schreiben.
Nicht nur, um es zu verstehen – sondern um es festzuhalten.





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